Wir, der musische Zweig des Erzherzog Johann BORG Bad Aussee, hatten von 25. Mai bis 29. Mai die Möglichkeit, uns die steirische Landeshauptstadt Graz mit ihren vielen künstlerischen Angeboten genauer anzusehen. Anfangs waren wir sehr skeptisch, was die Auswahl an Aktivitäten, gemäß unseres Schwerpunktes Musik betrifft. Danach waren wir jedoch restlos begeistert.
Nach der Ankunft und einer kleinen Stadtführung ging es auch gleich los. Als erstes durften wir an einem Percussion Workshop an der Kunst Uni Graz teilnehmen. Dort konnten wir die verschiedensten Instrumente ausprobieren und lernten in Form eines „Crash- Kurses“ die ungewöhnlichsten Rhythmen kennen. Am Abend besuchten wir im kleinen Orpheum eine Theatervorstellung mit dem Titel „Die improvisierte Show“. Die Schauspieler versuchten dort mit Hilfe des Publikums die verrücktesten Szenarien darzustellen. Wir durften ihnen Stichwörter zurufen, die die Schauspieler dann in das Stück einbauen mussten. Das war für uns natürlich sehr unterhaltsam und spannend anzusehen. Vor allem einer unserer Mitschüler nutzte diese Gelegenheit „schamlos“ aus.
Am nächsten Vormittag unternahmen wir einen Ausflug auf den Schlossberg und besichtigten natürlich das Wahrzeichen von Graz, den Uhrturm, um uns anschließend im schönen Herberstein- Garten eine Rastpause zu gönnen. Das Nachmittagsprogramm begann mit einer Führung durchs Grazer Opernhaus, wo uns ein sehr kompetenter ehemaliger Lehrer und begeisterter Statist einen spannenden Blick hinter die Kulissen gewährte: vom imposanten System der Drehbühne bis zu den Opernrequisiten und Kulissen durften wir alles genau unter die Lupe nehmen. Nebenbei erfuhren wir auch einiges über die wechselvolle Geschichte dieses Hauses. Am Abend besuchten wir dort auch die Präsentation eines Konzertprojektes namens „Beethoven für alle“, das der Dirigent des Grazer Sinfonischen Orchesters gemeinsam mit ortsansässigen Gymnasiasten und der Kunstuniversität über Monate ausgearbeitet hatte. Schüler in unserem Alter zeigten mit ihren unterschiedlichsten kreativen Ideen auf, dass uns L.v. Beethovens 9. Symphonie mit F.Schillers Ode an die Freude im Schlusssatz auch heute noch viel zu sagen hat…
Mittwoch vormittags hatten wir eine Führung im Künstlerhaus Graz mit dem Titel „Sighs trapped by liars“. Dort läuft derzeit eine Ausstellung, die zeigt, welch vielfältige Möglichkeiten es gibt, Sprache mit abstrakter Kunst in Verbindung zu bringen. Nach dem Mittagessen trafen wir uns beim Volkskundemusem des Joanneums zum Besuch der Ausstellung „Unheimlich heimlich“, wo unter anderem auch die Ausseer Tracht in ihren vielfältigen Formen dargestellt ist. Auch eine originale Almhütte, die dort eingebaut ist, zog natürlich sofort unsere Aufmerksamkeit auf sich! Anschließend im Joanneumsviertel besuchten wir neben der „Weltenbummler“-Ausstellung auch Abteilungen, in denen wir selbst Versuche machen durften und die uns so Spaß machten, dass wir fast unser Abendprogramm versäumt hätten. Gott sei Dank sperrte die Ausstellung rechtzeitig zu, sodass wir uns noch in Kleid und Anzug werfen und am Abend erneut die Oper besuchten konnten. Ehrlich gesagt sind wir alle keine großen Opernfreunde, doch wir wussten nicht, was uns erwartet. „Die Entführung aus dem Serail“, ein berühmtes deutsches Singspiel von W.A. Mozart war das kulturelle Highlight der Woche. Das Besondere daran war die moderne Regie des Stücks, u.a. auch mit Einbeziehung von A.Schnitzlers „Traumerzählung“ und ausgewählten Geschichten aus der „Scheherazade“. Das gesamte Konzept wurde in die heutige Zeit übersetzt, was nicht allen Zuschauern gefiel. Einige konservative Opernbesucher verließen sogar demonstrativ geräuschvoll die Vorstellung .
Unausgeschlafen wurden wir am nächsten Morgen schon wieder geweckt und das Donnerstagsprogramm startete. Pünktlich um 9 Uhr trafen wir im Schauspielinstitut der Kunstuniversität ein. Dort empfing uns die Abteilungs- leiterin, die uns Einblicke in den Fecht-, Stimmtrainings- und Schauspielunterricht gewährte. Es war für uns sehr spannend, den Besten des ersten Jahrgangs bei der Arbeit zuzusehen. Von den bis zu 300 Bewerbern werden dort nämlich nur 8- 10 Personen pro Jahrgang aufgenommen. Am Nachmittag gewährte uns der „Chef“ von Fiedler & Sohn persönlich eine Führung in seinem Klavierhaus. Da fünf von uns selbst den Klavierunterricht am BORG besuchen, war das einer unserer persönlichen Highlights der Woche. Wir bekamen das Innenleben und die mechanischen Abläufe bei der Erzeugung eines Klaviertons aus nächster Nähe demonstriert und durften dann sogar auf einem 100 000 € Konzertflügel spielen. Nach einem Kinobesuch am Abend rückte auch schon der letzte Programmpunkt der Woche immer näher: wir wohnten einem Konzert des Andi Wilding Groovetets im „Stockwerk Jazz Cafe“ bei, was für uns alle ein unkonventioneller, aber trotzdem unterhaltsamer und lustiger Ausklang der musischen Woche war. Am nächsten Tag ging es wieder mit dem Zug in Richtung Heimat.
Für die Organisation und Begleitung dieser erlebnisreichen Woche bedanken wir uns bei Herrn Prof. Egglmeier und Frau Prof. Kohlhauser.
Graz Reise 6. Klasse 2016
Deine Gedanken zu diesem Thema