Traktat über die Liebe – Ein Projekt

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8Adiskussion21

Im Zuge des Lateinunterrichts nahm sich die 8. Klasse im Modul Philosophie der Frage an, was Liebe ist. Nachdem im Unterricht einige philosophische Texte gelesen worden waren, die sich dieser Thematik annehmen – allen voran das Symposion Platons -, wurde in einer Doppelstunde eingehend darüber diskutiert. Einige Gedanken sind nun in einem kurzen Traktat über die Liebe niedergeschrieben zur Veröffentlichung gelangt.

 

Verfasst von

Moritz Eidlhuber

Valerie Eisl

Simon Eppinger

Maximilian Fuchs

Lukas Haim

Philipp Hödl

Silvia Irendorfer

Florian Kainzinger

Jasmin Kanzler

Alexander König

Jasmin Marl

Tobias Schartel

Nancy Soliman

Felix Stöckl

Laura Waldauer

 

Erarbeitet in einem sokratischen Dialog unter der Leitung von

Tonio Juriatti und Ingrid Peyrer

 

Gegenteil von Liebe

Denkt man an das Gegenteil von Liebe so kommt man schnell auf die Emotion Hass, doch ist Hass nicht auch eine Form des Liebens? Mit der Liebe kann man nicht nur positive, sondern auch negative Aspekte in Verbindung bringen, so müsste man mit Hass auch positive Dinge verbinden können. Das beste Beispiel dazu ist die Hassliebe, eine Person fühlt sich zu irgendjemandem/irgendetwas hingezogen, obwohl sie selbst weiß, dass dieses Individuum nicht gut für sie ist.

Lieben und Hassen haben also emotional gesehen keinen großen Unterschied.

Beide aktivieren gleichermaßen die Kerngebiete des Großhirns und beeinflussen ähnliche Hirnregionen so, dass wir gleichzeitig lieben und hassen können.

Der Teil der Großhirnrinde, der mit dem Denken und Urteilen zu tun hat, wird deaktiviert, wenn wir an Liebe denken. Das bedeutet, dass Liebesgefühle frei und unbelastet fließen können.

Auf der anderen Seite deaktiviert Hass nicht ausreichend viel von der Großhirnrinde, sodass wir frei urteilen und kritisieren können, was wiederum zu Hass- und Rachegefühlen führen kann.[1]

Was ist nun aber das Gegenteil von Liebe? Es ist wohl nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit: Denn wenn Liebe eine Emotion ist, was wir gezeigt haben, so muss das Gegenteil davon das absolute Abwesendsein einer Emotion sein. Und dem kommt die Gleichgültigkeit am nächsten.

 

Welche Formen der Liebe gibt es?

 

Es gibt viele verschiedene Formen der Liebe, beginnen wir mit der freundschaftlichen Liebe. Ein Freund ist jemand der auch Macken akzeptiert und dir egal was passiert immer hilft. Man kann Freunde auch als selbstgewählte Familie bezeichnen.

Gehen wir nun von der „gewählten“ Familie zu unserer richtigen, obwohl auch diese nicht unbedingt biologisch sein muss, ist die familiäre Liebe ein großer Teil unseres Lebens. Die erste Art der Liebe, die wir in unserem Leben kennen lernen. Hierbei geht es nicht unbedingt um die biologische Familie, sondern um diejenigen, die ein Kind aufziehen und immer für es Zeit haben.  Sie ist bedingungslos, keinen Regeln unterworfen und fast unzerstörbar. Niemals würde eine Mutter ihr Kind aufgeben oder gar nicht mehr lieben.

Aber auch die Liebe zu Tieren oder Dingen in unserem Leben kann große Ausmaße annehmen. Oft wächst man mit Tieren auf, zum Beispiel einem Hund, so baut man eine emotionale Beziehung auf. Tiere lieben uns bedingungslos, sie sind immer da, freuen sich, wenn man nach Hause kommt und trösten einen, wenn man traurig ist. Oder wie bereits erwähnt die Liebe zu Dingen, zum Beispiel die Liebe zu einem neu gekauften Auto. Dieses liebt und pflegt man.

Viele Menschen besitzen auch Leidenschaften im Leben, denen sie nachgehen wollen. Ein Hobby, welches man über längeren Zeitraum ausführt, könnte man schon Liebe nennen. Man macht es sehr gerne und, wenn man keine Zeit dafür hat, fühlt man sich nicht komplett. Zum Beispiel der tägliche Spaziergang zum See, um sich zu entspannen und den Tag zu genießen.

Kommen wir zu einer etwas intimeren Liebe, nämlich der Liebe zum Partner und zur Romantik. Das Wohl des Partners wird über das eigene gestellt, er ist der Mittelpunkt des Lebens und er wird zu einem Teil von einem Selbst. Evolutionär gesehen könnte es ein Mittel dazu sein, dass Paare zusammenbleiben, um ein Kind gemeinsam aufzuziehen. Hohe Scheidungsraten in den Altersgruppen, bevor man Kinder bekommt und wenn Kinder groß genug oder ausgezogen sind, könnten zumindest darauf hinweisen. Aber auch die erotische Liebe zu Menschen, die man kenne lernt, kann extrem groß sein. Wie die Körperliche Anziehung zwischen Menschen. Zurückzuführen auf den evolutionären Fortpflanzungstrieb (= Fortbestand der Art). In der heutigen Zeit, aufgrund von Verhütungsmitteln, eher die Lust am Sex.

 

Ist Liebe Leidenschaft?

 

Was ist Leidenschaft? Leidenschaft ist Passion. Also etwas, dem man sich mit voller Überzeugung hingibt und eine emotionale Bindung aufbaut. Leidenschaft nimmt man in verschiedenen Situation des Lebens unterschiedlich wahr. So kann man für sein Hobby brennen und leidenschaftlicher Fußballer sein oder sich auch der Liebe emotional hingeben und somit die Liebe zur Leidenschaft machen.

Also ist Liebe nur ein Hobby? Ein Hobby geht lediglich von einem selbst aus und die Leidenschaft sollte in der Liebe beidseitig sein. Des Weiteren ist Leidenschaft nur ein Teil der Liebe und nicht das große Ganze. Leidenschaft hält die Beziehung vielfältig und macht, dass die Flamme nicht erlischt. Da man für seine Leidenschaft Prioritäten setzt. Man adaptiert sein Leben an seine Leidenschaft.

Wie kommt es zur Leidenschaft? Es passiert instinktiv, wenn man großes Interesse für etwas hegt. Für manche Dinge ist man einfach veranlagt. Geht man davon aus, dass man von einer Beziehung spricht, ist man süchtig nach dem Gefühl, das einen überkommt, wenn man seine*n Partner*in trifft. Das verdeutlicht, wie sehr wir die Leidenschaft in einer Beziehung brauchen.

Die Liebe braucht die Leidenschaft, um zu funktionieren. Also ist Liebe nicht gleich Leidenschaft, sondern die Leidenschaft ist nur ein essenzieller Teil davon. Da ohne die Leidenschaft, das Feuer der Liebe erlöschen würde. Man könnte sagen die Leidenschaft hält eine Liebe am Leben.

 

Ist Liebe eine Tugend?

 Geht man vom christlichen Glauben aus, ist Liebe eine Tugend. Sie zählt zu den drei christlichen Tugenden. Hier ist die Liebe zu Gott und die Liebe zu seinen Nächsten gemeint.

Doch Liebe ist nicht immer eine Tugend, es kommt immer darauf an, was man daraus macht. So versteht zum Beispiel Thomas von Aquin die Liebe als Leidenschaft, die heilige Liebe, also die Liebe zu Gott, als Tugend. Für Aristoteles ist die Tugend eine Handlung die auf das Schöne und Gute abzielt. Diesen Standpunkt hat auch Thomas von Aquin übernommen.

Wir merken: Wenn wir über Liebe als Tugend reden, müssen wir zwischen unterschiedlichen Arten der Liebe unterscheiden. Eine körperliche Liebe ist so gesehen keine Tugend, wenn ich aber einen Gott Liebe, der vielleicht gar nicht existiert, ist Liebe doch eine Tugend?

Klingt nicht richtig. Das führt zur Frage: Gibt es in der Liebe ein „richtig“ oder „falsch“? Warum soll es eine Tugend sein, Gott zu lieben, aber keine, wenn man ein anderes menschliches Wesen liebt? In der Liebe gibt es gewissermaßen kein richtig oder falsch, also auch keine Tugend. Wenn ich jemanden Liebe, dann ist das einfach so. Erwidert das Gegenüber meine Liebe, ist alles im Lot, ist dies nicht der Fall, dann ist das ganz einfach mein Problem.

Wenn Liebe eine Tugend wäre, dann müsste sie auch auf das Schöne und Gute abzielen. Doch zielt Liebe nun wirklich auf das Schöne und Gute ab? Dies können wir zweifelsohne bejahen. Denn das Gefühl der Liebe ist ein Schönes. Menschen tut es gut, wenn sie lieben können und auch geliebt werden, also ist Liebe auch etwas Schönes und Gutes. Doch manchmal – und das müssen wir ebenso bejahen – kann Liebe auch Schmerz verursachen.

Doch ist Liebe nun eine Tugend oder nicht? Weder noch: Die Liebe ist weder Tugend noch ist sie keine. Auf der einen Seite ist die Liebe die größte aller Tugenden, auf der anderen Seite ist Liebe schlicht und einfach keine Tugend. In gewisser Weise steht die Liebe über allem und zwischen allem und alles hängt nur vom Betrachter ab.

 

Was müssen und können wir für die Liebe tun?

 

Der Liebende soll aus freiem Willen mindestens so viel zur Liebe beitragen, um vom Geliebten zurückgeliebt zu werden. Das hängt jedoch nicht nur vom Liebenden, sondern auch vom Geliebten ab. Ist der Geliebte nämlich trotz großer Anstrengungen des Liebenden nicht dazu bereit die Liebe zu erwidern, verdient der Geliebte die Liebe des Liebenden nicht. Wenn der Liebende sich jedoch nicht um die Liebe kümmert, verdient dieser die Liebe des Geliebten nicht. Jedoch heißt das nicht, dass Menschen, die die Liebe nicht verdienen, diese auch nicht bekommen. Diese Liebe ist dann anders als gewöhnliche Liebe, da diese nicht im gegenseitigen Respekt ausgeübt wird. Jedoch steht es Außenstehenden selbst in diesen Fällen nicht zu, diese Liebe zu kritisieren. Erst wenn einer der Partner nicht mehr zufrieden mit der aktuellen Situation ist, wird die Liebe bitter. Wird die Liebe bitter steht das Schicksal dieser Liebe auf der Kippe. In diesen Fällen verändert sich ein Teil der Liebe oder sie endet gänzlich.

Dringen wir tiefer in das Thema ein. Welche Rolle nehmen wir als Liebender ein?

Der Liebende investiert mehr in eine Liebesbeziehung als der Geliebte. Er pflegt die Liebe intensiver als der Geliebte. Seine Rolle ist sozusagen aktiv.

Welche Rolle wird uns als Geliebter zuteil?

Der Geliebte hat eine eher passive Rolle in einer Liebesbeziehung. Er profitiert von den Zuwendungen des Liebenden. Er investiert viel weniger.

Lieben wir also nicht auf Augenhöhe?

Nachdem die Liebe jedoch über längere Zeit besteht, sollten beide sowohl Liebender als auch Geliebter sein. Es ist unmöglich, dass beide Partner zu 100% gleichberechtigt sind. Von der Situation abhängig, werden beide die Rollen immer wieder tauschen, was zu einer ausgeglichenen Liebesbeziehung führen kann. Wenn einer der Partner den anderen ausnutzt, kippt die Beziehung schnell.

Welche Verantwortung haben wir im Umgang mit Liebe?

Man sollte stets nach einem lange andauernden und stabilen Liebesleben streben. Ist dies nicht das Ziel, sollte das dem Partner klar gemacht werden, da dieser wahrscheinlich auch nach einem stabilen Liebesleben trachtet. Jedoch sollte der Andere auch erkennen können, ob der Partner nach dieser stabilen Liebe sucht, um Herzschmerz auf beiden Seiten zu vermeiden. Da wir nicht immer auf Augenhöhe lieben, haben wir eine emotionale Verantwortung für den Anderen.

Verleiht uns Liebe Macht?

Die Liebe ist sowohl eine Schwäche als auch Stärke. Die Liebe ist im Grunde eine Verbindung.

Sie selbst hat keine Grenze der Vergrößerung, denn sie ist ein gewisses Teilhaben an unendlicher Liebe. Diesem Vergrößern kann kein Ende gesetzt werden, weil ja immer, die Fähigkeit zu weiterer Vergrößerung extrem mitwächst, wenn die Liebe wächst.

Die Macht bei unglücklicher Liebe zeigt sich deutlich: Wenn man liebt und die geliebte Person die Liebe nicht erwidert, hat man den anderen „in der Hand“. Die Macht drückt sich so aus, dass der Liebende alles für die geliebte Person macht, um die ersehnte Liebe zu bekommen.

 

Was ist also Liebe?

 

Liebe ist ein vielseitiges Thema, das jeden Menschen in seinem Leben oft beschäftigt. Doch in welcher Form kommt sie vor? Die Liebe kann in Form eines Begehrens, eines Gefühls oder einer Sehnsucht erscheinen, welche sich verschieden auf den Körper auswirkt. Gehen wir genauer auf das Gefühl der Liebe ein. Schmetterlinge im Bauch, ein Kribbeln und ein andauerndes Glücksgefühl, sind häufige Anzeichen, wenn eine Person in der Nähe ist, der gegenüber man Liebe verspürt.

 

Ist die Liebe somit eine Sehnsucht zu jemanden? Oft ist es so, dass wir nur die Nähe vermissen. Die Sehnsucht spüren wir am meisten, wenn sie in dem Moment etwas Unerreichbares bleibt.

 

Fixiert sich somit die Liebe nur auf eine Person? Nein, die Liebe existiert in verschiedensten Formen: die Liebe zum Bruder, zur Schwester, zu den Eltern, Freunden und Tieren. Innerlich verspüren wir eine Liebe, die sich aber zum Eros unterscheidet.

 

Liebe kann sich oft zu Hass wandeln, denn wir benutzen unseren Partner als Projektionsfläche unser selbst. Wir fordern, dass jemand unsere Liebe erwidert und somit zeigt sich, dass Liebe an Bedingungen geknüpft ist. Es gibt oft einen Liebenden und einen Geliebten. Doch kann in einer wahren Liebe die Position situationsabhängig getauscht werden.

 

Die oft gesuchte „vollkommene Liebe“ stellt man sich als bedingungslos vor, sie ist kein Gefühl, sondern ein Zustand. Diese Art der Liebe ist nicht wandelbar, denn in ihr gibt es Wahrheit und Güte. Die Partner sprechen sich aus, die Beziehung überlebt Streitereien, und sie halten zusammen, wenn schwierige Zeiten kommen.

 

Kommen wir zu einem Schlusspunkt. Um es mit den Worten des griechischen Dichter Homer zu sagen: „Lieb’ ja ist, wie ein Bruder, ein Gast und nahender Fremdling jenem Mann, der im Herzen auch nur ein Weniges fühlet.“

[1] https://mystischerrabe.de/liebe/gegenteil-von-liebe/

 

 

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