Matura 2021 oder Matura Corona 2.0? von Victoria Juric

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Matura 2021 oder Matura Corona 2.0?

Die letzten mehrstündigen Schularbeiten der Abschlussklassen im ERZHERZOG JOHANN BORG stehen aktuell auf dem Programm. Sie bereiten die AbsolventInnen auf die schriftliche Matura vor, die zentral in ganz Österreich geschrieben wird, und das in Mathematik Deutsch, Englisch, Französisch, Latein und Spanisch.
Spezialfälle sind an einer AHS die möglichen typenbildenden schriftlichen Arbeiten in Physik oder Biologie, diese Aufgabenstellungen werden vom unterrichtenden LehrerIn eingereicht.

Victoria Juric, Erzherzog Johann BORG Bad Aussee
In welchen Fächern wirst du schriftlich, wo mündlich maturieren? Warum?
Da ich nicht im naturwissenschaftlichen Zweig bin, liegen meine Möglichkeiten der schriftlichen Maturafächer bei Deutsch, Mathematik und Englisch bzw. Latein. Da Englisch DIE Sprache zur internationalen Verständigung darstellt, und ich auch nichts studieren möchte, wo Latein besonders erforderlich ist, habe ich mich für Englisch an Stelle von Latein entschieden. Bei den mündlichen Fächern fiel die Entscheidung um einiges schwieriger aus, da ich mich für sehr viele Fächer interessiere. Schlussendlich entschied ich mich für Biologie, Musik und Deutsch, um eine möglichst breitgefächerte Auswahl zu haben.
Zur Matura gehört an der AHS eine „Vorwissenschaftliche Arbeit“ (HLW „Diplomarbeit“), welches Thema hast Du gewählt? Derzeit ist es freiwillig möglich Deine Arbeit zu präsentieren. Denkst Du darüber nach?
In meiner VWA behandle ich das Thema „Franz Kafkas Vater-Sohn-Konflikt anhand ausgewählter Werke (Die Verwandlung, der Proceß, das Schloß,…), da ich mich sehr für Literatur interessiere und so eine Möglichkeit hatte, mich näher damit zu beschäftigen. Die genaue Fragestellung kam erst später auf, nachdem mir mein Betreuungslehrer mehrere Anregungen für Themen gab, die rund um Kafka sehr gefragt sind. Auf Grund der Corona-Pandemie ist die VWA-Präsentation freiwillig, aber ich glaube nicht, dass ich dieser Möglichkeit nachgehen werde, da es aktuell in Schule, Arbeit und auch im Privatleben viel zu tun gibt, wo mir jegliche Erleichterung sehr zu Gute kommt.
Fühlst Du dich gegenüber MaturantInnen der Vorgängerjahre benachteiligt oder bevorzugt?
Ich hätte mir gewünscht, dass wir eine ganz normale Matura abhalten können, ohne Veränderungen und Erleichterungen, damit der Wert der Matura erhalten bleibt! Da durch die Maßnahmen der Präsenzunterricht an der Schule seit einem Jahr jedoch stark eingeschränkt ist, bin ich mit jeder Erleichterung einverstanden.
Wenn Medien darüber berichten, dass es eine „verlorene Generation“ von SchülerInnen gäbe, stimmst Du dem zu?
Natürlich ist Face to Face Unterricht, also Präsenzunterricht, die effektivste Form neue Dinge zu erlernen, aber dennoch finde ich nicht, dass man von einer „verlorenen Generation“ sprechen kann. Durch die Corona-Pandemie mussten alle Menschen mit einer neuen Situation klarkommen, wodurch man durchaus auch lernen konnte. Nur weil man schulisch gerade nicht so ganz auf Trab ist, bedeutet das nicht, dass man die Zeit nicht für kreative Ideen nutzen kann. Ganz im Gegenteil, viele Menschen nutzten die erzwungene Freizeit dafür, neue Hobbies oder Fähigkeiten zu erlernen, oder eigene kreative Ideen umzusetzen. Durch die Lockdowns und das Distance-Learning merkten viele Jugendliche und auch die Lehrer und Lehrerinnen, dass die SchülerInnen nicht wirklich selbstständig waren. In der Schule verlässt man sich dann doch eher auf die Lehrer und die Selbstständigkeit geht eher verloren. Ich würde sagen, dass diese Generation eventuell in Sachen „erlerntes Schulwissen“ etwas nachhängt, aber im Sinne von Kreativität und Selbstständigkeit auf jeden Fall vielen etwas voraus hat.
Hatte die aktuelle Art des Distance-Learning für dich auch Vorteile?
Da ich zwei Jahre lang Hausunterricht hatte, war das Distance-Learning und die Selbstorganisation für mich keine große Umstellung. Bei mir fiel der lange Schulweg weg, also konnte ich viel länger schlafen, mir den Tag selbst einteilen und hatte ungemein mehr Freizeit, in der ich meinen Hobbies nachgehen konnte. Irgendwie fühlte es sich ein bisschen so an, wie ich mir ein Studentenleben vorstelle, was mir irgendwie gefiel, da ich hoffentlich selbst bald eine bin.
Jedoch merkte man, dass viele Schüler und Schülerinnen große Probleme mit der Selbstorganisation hatten. Manche Schüler empfanden das E-Learning als eine große Herausforderung, und hatten viele Schwierigkeiten.
Aber egal, ob man den Präsenzunterricht oder das Distance-Learning nun besser fand, fast einig war man sich, dass der Schichtbetrieb die schlechteste Alternative und am meisten verwirrend ist. Man kann sich nicht wirklich auf eine Situation einstellen, muss dauern die ganzen Schulsachen mitschleppen und den ganzen Tag eine FFP-2 Maske tragen.
Was vermisst du an deinem derzeitigen Schul-Alltag, der zum Teil in Home-Office zum Teil in der Schule läuft, am meisten?
Am meisten vermisse ich es, die ganze Klasse rundherum zu haben, und auch die Freizeit mit ihnen zu verbringen. Außerdem finde ich es sehr schade, dass wir im Musikunterricht nicht musizieren und singen können. Durch die Masken entsteht einfach eine Distanz, was ja auch der Gedanke dahinter ist, die meiner Meinung nach die Gemeinschaft schwächt. Im Sinne von mentaler Gesundheit und auch dem sozialen Umfeld das jeder Mensch, aber vor allem auch Jugendliche brauchen, geht hier einiges verloren. Wie zum Beispiel auch die Studie der Donau-Universität Krems zeigt, leidet die psychische Gesundheit von Jugendlichen stark an der aktuellen Situation.

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